Facts zur Trinkmenge und Funktion des Harntraktes

Trinken ist wichtig, darüber besteht kein Zweifel. Aber bei der für den Alltag so wichtigen Frage der ausreichenden Trinkmenge gibt es sehr viele Unsicherheiten. Das Messen von Trinkmenge und Urinportionen über 24 Stunden gibt wertvolle Informationen.

  • Sehr viele Frauen laufen mit einem „Fläschchen“ in der Tasche herum! Überall hört man sagen, man müsse viel trinken! Aber stimmt dies wirklich? Kann es sein, dass auf das Durstgefühl kein Verlass ist? 
    Die Antwort zuerst: NEIN! Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, dass man prinzipiell 2-3 l Wasser am Tag trinken muss!  Dies haben amerikanische Nierenexperten der Universität Pennsylvania bereits 2008 herausgefunden. Es gibt sogar Berichte darüber, dass zu viel trinken bei älteren Menschen mit schwacher Niere die Nierenfunktion zusätzlich  verschlechtern kann.
     
  • Tatsächlich braucht ein Mensch aber durchschnittlich ca. 2.5 Liter Flüssigkeit am Tag. ABER: Nur etwa eineinhalb Liter muss zusätzlich in Form von Getränken zu sich genommen werden. Denn unser Körper produziert selber Flüssigkeit und wir "essen" mit der Nahrung (Früchte, Gemüse usw.) bereits ca. 1 Liter Wasser, wenn wir uns an die gängigen Ernährungsempfehlungen der Schweizer Gesellschaft für Ernährung halten (Merkblatt des www.sge-ssn.ch).
     
  • Flüssigkeitsbilanz im Detail:
    Durchschnittlich produziert ein Mensch ca. 1.5 l Urin täglich. Der Wasserverlust durch die Atmung (Wasserdampf wird abgeatmet) beträgt ca. 500 ml. Wenig Flüssigkeit ist auch im Stuhl enthalten. Ebenfalls ca. 500 ml verlieren wir durchschnittlich durch Verdunstung über die Haut und in Form von Schweiss. Mit dem Essen nehmen wir ca. 1 l Flüssigkeit zu uns. Bei den biochemischen Reaktionen in unserem Körper entstehen auch Wassermoleküle, insgesamt ca. 300 ml Flüssigkeit (sogenanntes Oxidationswasser). Wenn man nun Zufuhr, eigene Produktion und Verlust von Flüssigkeit zusammenzählt resultiert daraus ,durchschnittlich knapp 1.5 l Flüssigkeit, die wir trinken müssen. 
     
  • Unser Durstmechanismus ist eigentlich sehr gut ausgeprägt und wir können uns darauf verlassen! Im "höheren" Alter lässt aber das Durstgefühl etwas nach, wahrscheinlich deshalb, weil unsere Sinneszellen die Menge der getrunkenen Flüssigkeit überschätzen. Vor allem Alkohol kann Inkontinenz und Reizblasenbeschwerden verstärken, ebenso Kaffee und Tee. Alles zählt aber als Flüssigkeit. Beim Alkohol gilt es zu bedenken, dass er das Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) hemmt und so die Flüssigkeitsausscheidung ankurbelt. Bei Bier mit einem Alkoholgehalt von meist unter 5 % die Wirkung auf das Horman ADHpraktisch nicht von Bedeutung.   

Eine Trinkmenge von durschnittlich 1.5 - 2 Liter pro Tag ist in der Regel hinreichend. Bis ca. 7-mal täglich die Blase zu entleeren gilt ebenso als normal. Das normale Fassungsvermögen der Blase beträgt 3–5 dl. Das Führen eines Blasentagebuchs, in welchem die gemessenen Trinkmengen und Urinportionen festgehalten werden, ist sehr informativ und hilfreich. Sie bekommen bei uns ein entsprechendes Blasentagebuch mit einem guten Messbecher gratis! 

Zählt Kaffee zur Trinkmenge?

  • Das Gerücht, wonach koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Tee nicht als Flüssigkeitslieferanten betrachtet werden sollten, hält sich hartnäckig. Kaffee ist ein Genussmittel, welches vor allem wegen der anregenden Wirkung  des Koffein genossen wird. Dieses regt auch die Nierentätigkeit an und wirkt so harntreibend. Diese Wirkung wurde jedoch lange Zeit überschätzt.
     
  •  Neuere Studien zeigen jedoch, dass Menschen, die regelmässig Kaffee oder Tee trinken, diese Getränke durchaus in die tägliche Trinkmenge mit einbeziehen dürfen, denn regelmässiger und nicht übermässiger Kaffeekonsum hat keine entwässernde Wirkung.